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33 Jahre im Pritzerber "Kreuzdamm" Klaus & Heidrun Meyer sagen tschüss

05.06.2023

33 Jahre im Pritzerber „Kreuzdamm“: Klaus und Heidrun Meyer sagen tschüss

 

Nach 33 Jahren als Wirtsleute im Gasthof "Am Kreuzdamm" verabschieden sich Klaus und Heidrun Meyer von ihren Gästen.
Pritzerbe erlebt eine Zäsur. 33 Jahre haben Klaus und Heidrun Meyer den Gasthof „Am Kreuzdamm“ betrieben. Nun haben sie sich von ihren
Gästen verabschiedet. Aber es geht weiter.

 

Frank Bürstenbinder Frank Bürstenbinder, MAZ

            05.06.2023, 15:03 Uhr


Pritzerbe Kürzer treten, auf die Gesundheit achten, hier und da mal aushelfen. Das nehmen sich Klaus und Heidrun Meyer für ihren nächsten
Lebensabschnitt vor. Das bekannte Gastwirtspaar aus Pritzerbe hat sich am Sonntag nach 33 Jahren von den Freunden des Hauses und Geschäftspartnern
verabschiedet.
Mit dem Verkauf ihres Gasthofs „Am Kreuzdamm“ geht in dem Havelstädtchen eine Ära zu Ende. „Wir haben alle Familienfeiern bei Meyers gemacht.
Es ist schade, dass die Zeit vorbei ist“, meinte Stammgast Horst Kähne (90) zur MAZ.

 

Die Gaststätte "Am Kreuzdamm" kann auf eine rund 200-jährige Geschichte zurückblicken. Prominente Gäste waren unter anderem Reichskanzler Fürst Bismarck und Kaiser Wilhelm I.

Die Gaststätte "Am Kreuzdamm" kann auf eine rund 200-jährige Geschichte zurückblicken. Prominente Gäste waren unter anderem Reichskanzler Fürst Bismarck und Kaiser Wilhelm I.
© Quelle: Frank Bürstenbinder


Bei Kaiserwetter gab Klaus Meyer, der auch Ortsvorsteher in Pritzerbe ist, noch einmal im Biergarten einige Anekdoten von sich, die nach so langer Zeit
hinterm Tresen und in der Küche ein ganzes Buch füllen würden. Zum Beispiel die Geschichte vom größten Bauernfrühstück, das je auf den Tisch kam.
Es bestand aus zwölf Eiern und fünf Pfund Kartoffeln. Natürlich bleibt der erste Gast am 1. Juni 1990 unvergessen. Damals kostete das Pils 51 Pfennig
und der doppelte Korn 1,34 Mark. Die großzügig gezahlten zwei Ostmark nagelte sich Meyer als erste Einnahme an die Wand seines Torbogens.
Groß war der Schreck, als Kripo-Leute aus Nauen den Gasthof in Zusammenhang mit einem Todesermittlungsverfahren brachten. Das Opfer hatte vor
seinem Ableben Schnitzel mit Pfifferlingen im „Kreuzdamm“ gegessen. Später stellte sich heraus, dass der Unglückliche aus einem ganz anderen Grund
verschieden war.

 

Klaus Meyer ist bekannt für seine Fensterausstellungen im Torbogen des Gasthofs.
Klaus Meyer ist bekannt für seine Fensterausstellungen im Torbogen des Gasthofs.
© Quelle: JACQUELINE STEINER


Der gute Ruf der Kreuzdamm-Gaststätte ist untrennbar mit Ehefrau Heidrun, eine gelernte Köchin, verbunden. Klaus Meyer nannte sie in seiner
Abschiedsrede die „Seele des Geschäfts“. Unermüdlich wirkte hinter den Kulissen bis zum letzten Arbeitstag deren 84-jährige Mutter Ilse Flierl. Ebenso
war Resi Regin eine treue Stütze des Hauses und zuverlässige Hilfe in der Küche.
Dankeschön in Pritzerbe
Ein großes Dankeschön gab es für die eigenen Kinder und Helfer, die große Veranstaltungen und Familienfeiern dank ihrer Unterstützung überhaupt erst
möglich gemacht haben. „Die Gastronomie ist nicht gerade familienfreundlich, aber wir haben als Team unsere Gäste glücklich gemacht. 80 Prozent
kamen wegen der guten Küche und trotz des Wirts“, witzelte Klaus Meyer, der seinen Berufsweg einmal als Vollmatrose in der Handelsflotte begann.

 

Klaus Meyers einstige Mitstreiter vom NVA-Stabsmusikkorps überbrachten musikalische Grüße zum Abschied aus dem Gaststättenleben.
Klaus Meyers einstige Mitstreiter vom NVA-Stabsmusikkorps überbrachten musikalische Grüße zum Abschied aus dem Gaststättenleben.
© Quelle: Frank Bürstenbinder


Weggefährten aus seiner Dienstzeit beim NVA-Stabsmusikkorps überbrachten den Meyers und ihren zahlreichen Gästen ein musikalisches Ständchen auf
dem Weg in den Ruhestand. Bürgermeister Günter Noack verwies auf den Beschluss der Stadt von 1990, die Gaststätte an Familie Meyer zu verkaufen:
„Eine goldrichtige Entscheidung. Danach wurde ständig gebaut und modernisiert.“

 

Havelsee-Bürgermeister Günter Noack (r.) überreicht Klaus Meyer ein Büchlein mit kuriosen Karikaturen aus eigener Hand.
Havelsee-Bürgermeister Günter Noack (r.) überreicht Klaus Meyer ein Büchlein mit kuriosen Karikaturen aus eigener Hand.
© Quelle: Frank Bürstenbinder


Noack übergab Meyer ein Büchlein mit kuriosen Karikaturen aus eigener Hand zur Erinnerung an die Zeit im „Kreuzdamm“. Die Zukunft der
Gastronomie an diesem rund 200 Jahre alten Traditionsstandort ist zumindest gesichert.
Als neuer Eigentümer will der Jurist Daniel Friedrichs die Gepflogenheit der deutschen Küche, der Familienfeiern und als Versammlungsstätte für die
Kommunalpolitik fortsetzen. „Auch das von Klaus Meyer eingerichtete Heimatmuseum bleibt weiter zugänglich“, versicherte Friedrichs der MAZ.

MAZ